Dancing Queen – Kapitel 44

caskett_by_slaveformusic-d5gxm3n - BearbeitetWar es die Art, wie sie sich im Bett von einer auf die andere Seite drehte, oder das leise Gestöhne, dass Rick immer wieder aus Kates Mund hörte, das ihn, nachdem er etwas trinken gewesen war, nicht mehr einschlafen ließ. Zwar waren ihre rosigen Lippen geschlossen und sie schien zu schlafen, doch war es nicht so wie sonst – Kate lag auf ihrer rechten Seite, eine Hand unter ihrem Kopf, eine lag auf der Wölbung ihres Bauches. Immer wieder trag sie mit den Beinen gegen die Decke.

Als Rick sie an der Schulter anfasste, wachte sie nicht auf. Deswegen legte sich Rick neben sie, blickte immer wieder auf die Uhr, fand aber keinerlei Schlaf mehr.

Immer und immer wieder gingen ihm diverse Szenen der letzten Wochen und Monate durch den Kopf. Ihr Lächeln. Ihre strahlenden Augen, als sie gemeinsam das Bild des Babys am Ultraschallbild gesehen hatten und richtige Züge erkennen konnten – eine Nase, Augen, Lippen, kleine Zehen und Finger. Ihre Faszination und ihr Drang die eigene oder seine Hand immer und immer wieder auf ihren Bauch zu legen, wenn das Baby sich offensichtlich bewegte oder sie trat. Ihr Heißhunger nach Zitronen- und Pistazieneiscreme, vorzugsweise in einem Becher mit Weintrauben und Schokostreusel. Alleine von der Idee war ihm das erste Mal übel geworden.

Es war nach 5 in der Früh, als Ricks Augenlider sanken und er vor Erschöpfung schließlich doch einschlief.

Das Zimmer war bereits warm, als Rick aufwachte und Kate neben sich, immer noch schlafend aber sich von einer Seite auf die anderen wendend, vor.

Emily, die Hebamme, hatte Rick die Anzeichen mehrmals erklärt, doch die gesamte Zeit hatte Rick sich stets nur auf Kate konzentriert, die an diesen Nachmittagen immer fasziniert dem Herzschlag des gemeinsamen Kindes mittels Herzmonitors gelauscht hatte. Alle Untersuchungen der letzten Wochen und Monate hatten sie wissen lassen, dass das Baby in der rechten Position lag, perfekt entwickelt war und man sich keine Sorgen machen müsse. Natürlich war ein werdender Vater niemals ohne Sorge – immerhin stand noch die Geburt aus und von Alexis wusste er, dass auch genügend schief laufen konnte.

Niemals hatte er dem Mädchen  oder Kate davon erzählt, nur Martha wusste, dass es damals fast Tote gegeben hätte. Die Nabelschnur hatte sich in den letzten Tagen um den Hals des Babys geschlungen gehabt. Um möglichst rasch wieder drehen zu können, sollte die Geburt damals eingeleitet werden und während des letzten Ultraschalls, vor der Einleitung, war man auf dieses Problem gestoßen. Glücklicherweise war man in der Lage gewesen, schnell zu Handeln und so war Alexis unversehrt geblieben.

Zwanzig Minuten später, es war kurz nach neun, schreckte Kate plötzlich hoch. Stöhnte laut auf.

„Rick“, kam laut und pressend über ihre Lippen.

Erst als sie die Laken von sich schob, ihre Körper entblößte, erkannten beide, dass bereits etwas Flüssigkeit auf der Bettwäsche waren.

„Das Fruchtwasser …“, murmelte Rick, sprang auf und ging auf Kates Seite des Bettes. Tief sahen sie einander in die Augen.

„Es ist wohl soweit“, sagte sie leise und machte plötzlich einen unsicheren Eindruck. Termin hatten sie in 14 Tagen, aber eine genaue Wissenschaft war es nie. Emily hatte einmal gesagt, dass ein Baby dann kommen würde, wenn es bereit wäre und sich nicht an die Berechnung eines Gynäkologen halte. Scheinbar hatte sie Recht.

„Wehen?“, fragte Rick wissend, dass er sich wohl nicht irren würde, als ihr schmerzverzerrtes Gesicht sah.

„Hm …“

Schnell zog er Boxershorts und Jeans an, griff nach einem T-Shirt und brachte Kate eine dunkle Jogginghose und eine weiche grüne Tunika, die sie extra hergerichtet hatten, dazu Unterwäsche. Vielleicht brauchten sie ganze 5 Minuten, bis sie angekleidet waren, vielleicht 10. Die Zeit schien unglaublich schnell zu vergehen. Mit der bereits gepackten Tasche in der Hand und Emily am Telefon eilten sie mit dem Taxi ins Spital.

Die Wehen hörten nicht auf. Im Gegensatz, es schien, als würden sich die Intervalle nur noch wesentlich verkürzen. Waren zwischen den Wehen zuhause noch 3 Minuten gelegen, waren es mittlerweile nur noch zwei und Rick war sich nicht sicher, was passieren würde, würden sie in einen Stau gelangen.

Im Mt. Sinai Hospital erwarteten sie bereits die Ärzte, das teure Privatzimmer mit Schlafmöglichkeit für Rick war bereit – alles wie bestellt, wenn auch einige Tage zu früh.

„Mr. und Mrs. Castle“, begann eine junge Schwester. „Mein Name ist Mary und ich werde mich um alles Notwendige kümmern. Lassen sie mich einfach wissen, was sie brauchen.“

Beide nickten nur nervös, als Kate – die stur den Rollstuhl verweigerte – unter Schmerzen das Zimmer betrag, das sie zuvor besichtigt hatten.

„Es ist noch zu früh“, murmelte Kate vor sich hin und beteuerte immer wieder, dass sie noch nicht bereit sei. Rick sagte nichts, alles was er nun von sich geben würde, wäre ein Fehler und sie würde es ihm wahrscheinlich verübeln. Stattdessen war er einfach an ihrer Seite, versuchte ihr alles so bequem und einfach wie möglich zu gestalten.

„Zieh dich aus“, forderte Emily sie auf und bot ihr an, ihr zu helfen, doch Kate lehnte dies dankend ab, ein sarkastischer Kommentar auf ihren Lippen, das sie allerdings nicht mehr aussprechen konnte, da die nächste Wehe bereits über sie kam.

Vorsichtig entkleidete sie sich, setzte sich, wie gewünscht, auf das Bett und ließ die Hebamme ihre Untersuchung beginnen. Ein Arzt im Alter ihres Vaters betrat den Raum, Dr. Frankenburg. Dieser beobachtete Emily genau, schätzte es scheinbar nicht besonders, dass Patienten externes Personal mitbrachten.

„Acht Zentimeter“, sagte die Hebamme und blickte den Arzt verwundert an.

„Wirklich? Lassen sie mich sehen“, verlangte dieser und war im selben Moment bereits zwischen Kates Beinen. „Tatsächlich. Wir werden keine Sitzbälle mehr benötigen, ich kann den Kopf schon sehen. Wir sind bereits bei den Presswehen angelangt und der Austreibungsphase. Die wievielte Geburt ist das bei ihnen?“

Rick und Kate sahen den Arzt beide verwundert an.

„Es ist unser erstes Kind.“

„Haben sie keine Schmerzen?“

„Es ist erträglich“, erklärte Kate, die stetig versuchte, sich an die Atemübungen zu halten, die man ihr einst beigebracht hatte. Entkleidet, nur mit einem sauberen weißen Laken über ihren Körper lag sie auf dem Bett und wartete die Untersuchungsergebnisse ab. Verwundert sah der Arzt die Hebamme an, die lediglich mit den Schultern zuckte und als dieser den Raum erließ, etwas zu ihm sagte. Rick und Kate waren so auf ihre eigene Aufgabe konzentriert, dass sie nicht darauf achteten.

Emily wies Rick an, sich hinter Kate auf das Bett zu setzen. Wie sie es ausgemacht hatten, zog er das T-Shirt aus, damit sie seine Haut fühlen konnte und stellte das Bett so ein, wie sie es brauchten.

Beckett fühlte sich sicher, als sie ihn spürte und sie schaffte es, sich etwas zu entspannen. Sofern man dies in einer Situation wie dieser tun konnte.

„Kate, jetzt sind wir in der Phase, in der du endlich pressen darfst. Die Schmerzen werden stärker werden. Wenn du schreien möchtest, dann schrei.

Gemeinsam atmeten sie. Gemeinsam versuchten sie zu entspannen. Gemeinsam schien die Zeit schnell zu vergehen. Und tatsächlich dauerte all dies nicht besonders lange.

„Wann haben die Wehen begonnen?“, fragte Emily zwischen den Presswehen, um Kate etwas abzulenken.

„Scheinbar irgendwann in der Nacht.“

„Du hast es nicht mitbekommen?“

Kate schüttelte den Kopf. Auf ihrer Stirn stand Schweiß, den Rick von hinten mit einem kühlen, feuchten Tuch abwischte.

Zwanzig Minuten später, forderte Emily Kate schließlich auf, sich zu entspannen.

„Wie soll das bei den Schmerzen gehen? Wie? …“, meckerte sie und versuchte tief zu atmen. Doch alleine diese wenigen Augenblicke, hatten es ermöglicht, dass ihr Beckenboden kurze Zeit Entspannung fand und der notwendige Prozess abgeschlossen werden konnte.

Plötzlich: ein Schrei. Ein lauter Schrei. Aber nicht Kates. Nicht Ricks.

Zwei Handgriffe später, lag ein noch nicht gesäubertes Baby auf Kates Bauch und Brust. Beide – weder Rick noch Kate – konnten es fassen, wie schnell es nun gegangen war. Vor drei Stunden waren sie noch zuhause im Bett gelegen und Rick hatte ihren unruhigen Schlaf beobachtet. Nun waren sie Eltern. Unglaublich.

Das Baby weinte nicht. Schrie nicht. Sah sie einfach an. Müde und erschöpft. Rick sah die Freudentränen, die über Kates Wangen liefen.

„Ein Junge“, sagte Emily und strahlte sie begeistert an. „Ihr habt einen Jungen.“

Kate und Rick lachten. War es Erleichterung? Sie hatten sich einfach ein gesundes Kind gewünscht. Nicht mehr und nicht weniger. Was konnte man auch mehr verlangen?

„Rick?“, fragte Emily und Rick kletterte hinter Kate vor und ging zu der Hebamme, die nun das Neugeborene in ihren Armen hielt, um es zu wiegen, abzumessen und dann zu waschen. Kate saß einfach, vollkommen erschöpft, am Bett und beobachtete Castle, der seine Augen nicht mehr von dem Baby abwenden konnte.

Ein Sohn.

Sie hatten einen Sohn.

„52cm“, erklärte Emily stolz und legte das Baby auf die Waage, „3.45kg“.

„Zehn Finger und Zehen“, kommentierte der stolze Vater, dem das Baby übergeben würde, sobald es gewaschen worden war. Er trug den Winzling, den man lediglich in ein weiches Tuch gelegt hatte, zu Kate. Mit der Hebamme an seiner Seite ging Rick zu Kate zurück und setzte sich an ihre Seite, übergab ihr das Baby und ohne weitere Diskussionen, half Emily dem Baby die Brust zu finden.

Fasziniert vom Neugeborenen, dem nicht mehr existenten Schmerz, abgelenkt vom Adrenalin, das durch ihren Körper schoss, bemerkte sie weder die Nachgeburt, noch dass man sie reinigte. Auch den Arzt schien Kate nicht zu sehen, der kurz ins Zimmer kam. Nichts existierte mehr – außer sie drei.

Irgendwann murmelte Kate Rick ins Ohr, dass sie vielleicht Martha und Alexis informieren sollten. Bisher hatten sie niemanden wissen lassen, dass sie im Spital waren und dann war alles so schnell gegangen.

Rick verließ daraufhin mit dem Handy in der Hand und wieder ein T-Shirt tragend den Raum.

„Hast du Schmerzen? Ein Ziehen?“, fragte Emily vorsichtig und strich dem Baby über den Kopf. „Er ist einfach perfekt.“

„Nein, nichts.“

„Es ging wesentlich schneller als ich erwartet habe. Meist dauern erste Geburten wesentlich länger. Du hast die Hälfte scheinbar verschlafen.“

„Meine Schmerzschwelle ist relativ hoch.“

„Scheinbar. Die meisten Frauen wären schon viel früher im Spital gewesen.“

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Am selben Nachmittag wurde das junge Elternpaar bereits von den ersten Besuchern heimgesucht. Alexis. Martha. Lanie. Am frühen Abend war es Rick sogar gelungen, Kates Vater telefonisch zu erreichen und er versprach, sie am nächsten Tag zuhause zu besuchen. Es wäre das erste Zusammentreffen von Vater und Tochter in Monaten, seit seiner Operation – nach der er sich distanziert hatte.

Alle waren fasziniert von dem kleinen, unschuldigen Wesen, das Kate in ihren Armen hielt, es wiegte und ihm sanft über die Nase strich. Bisher hatten sie ihm noch keinen Namen gegeben, aber dies hatten sie sich für diesen Abend vorgenommen. Bevor sie das Spital am kommenden Morgen verlassen würden, wollten sie alles unter Dach und Fach wissen.

Alexis war begeistert von ihrem Bruder und hielt ihn lange Zeit, bis er unruhig wurde und nach Nahrung verlangte. Im Gegensatz zu Meredith, die sich nicht darum bemühte, ihre Tochter zu stillen, sondern Rick die Flasche überlassen hatte, machte Kate keinen Anstand, nicht einmal vor ihrer quasi Stiefmutter und quasi Stieftochter.

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„Du kannst ihn nicht Edgar nennen“, kommentierte Kate und stand am Fenster. Nach einiger Zeit im Bett hatte sie beschlossen, dass es nun an der Zeit war, sich wieder etwas zu bewegen, und ging im Zimmer auf und ab, immer einen Blick auf das Bettchen, in dem der Junge lag. „Einer deiner Namen ist Edgar.“

„Und was gefällt dir?“

„Aiden, Felix oder Oscar.“

Rick schüttelte nur den Kopf, ein Lächeln auf seinen Lippen.

„James?“

„James als zweiten Namen, das wäre in Ordnung.“

„So, wir sind einen Schritt weiter.“ Als er dies sagte, stand er neben ihr am Fenster und zog sie an sich. In ihrem Spitalsbademantel fühlte sie sich nicht so wohl wie in ihrem eigenen, nicht so wie zuhause, doch als er sie in seine Arme schloss, fühlte sie sich geborgen.

„Ich liebe dich“, flüsterte er ihr ins Ohr und küsste ihren Hals, ihr Kinn und allmählich auf den Mund. Zuerst vorsichtig, denn er war sich nicht sicher, ob sie es zulassen würde, so kurz nach all dem, was sie an diesem Tag erlebt hatten. Doch sie gierte nach ihm. Sie küsste ihn nicht nur, sie ließ seine Hände über seinen Körper wandern.

„Ich liebe dich ebenso“, antwortete sie im Flüsterton. Hand in Hand standen sie an dem Bettchen und beobachteten das schlafende Baby. Er sah so friedlich aus und tatsächlich war er perfekt – ein dunkler Flaum an Haaren auf seinem Kopf, blaue Augen und eine kleine Stupsnase. Alexis und Martha hatten darauf bestanden, dass er Kate ähnlich sah, doch diese sah dies nicht. Und es war auch nebensächlich für sie.

„Benjamin James“, sagte Kate plötzlich. „Er ist ein Benjamin.“

„Sohn des Glücks“, murmelte Castle.

Beiden strahlten.

So schnell wie sie Benjamin James empfanden hatten, war er auch auf die Welt gekommen. Ein perfekter Kreislauf. Beides war unerwartet passiert – niemals hätten sie sich denken lassen, dass sie in dieser Nacht zusammenkommen würden. Niemals hätten sie gedacht, dass dieses eine Mal zu einem Kind führen würde – solch einem perfekten kleinen Wesen. Und nun war er da, Tage vor dem Termin, schneller als bei einer Erstgebärenden der Normalfall war.

Obwohl sie die Nacht gemeinsam verbrachten, sehnten sie sich bereits nach den eigenen vier Wänden, der gemeinsamen Zeit, die sie nun zu viert, mit Alexis, verbringen würden. Natürlich würde es nicht einfach werden, besonders weil sie eigentlich gedacht hatten, dass sie noch zwei Wochen Zeit haben würden, um sich auf alles vorzubereiten.

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Ende Kapitel 44

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A/N: Auch wenn Benjamin jetzt auf der Welt ist … einige Kapitel sind noch möglich J

About starthebuck

Ich lese um zu träumen, träume um zu lesen. This blog about books is partly in English and partly in German mostly because I read in both languages and sometimes it makes more sense to review in the language you read even if grammer sucks!
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1 Response to Dancing Queen – Kapitel 44

  1. Kristiin says:

    Wunderschön!
    Vielen Dank!!
    Ich liebe dieses Kapitel, die harmonie zwischen den beide kann ich richtig spühren! Natürlich freue ich mich auf weitere Kapitel, ich warte nämlich noch auf ein klares Ja von Kate zu Ricks antrag, ebenso wie auf die darauf folgende Hochzeit der beiden:-)
    Schönes Wochenende und DANKE!
    Grüsse Kristiin

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